Ich war 19 Jahre alt, gerade dabei, mich als Solo-Musikerin in der Musikszene meiner Stadt zu etablieren. Wir lernten uns auf einem Gig kennen und intuitiv mochte ich ihn nicht. Er war zu der Zeit 35, alkoholkrank und selbst kein besonders erfolgreicher Musiker. Sein Traum jedoch war es, berühmt zu werden.
Durch seltsame Zufälle begegnete ich ihm immer öfter und jedes Mal suchte er meine Gesellschaft. Fasziniert von meiner Stimme, sprach er Komplimente aus, war überaus nett zu mir und verhielt sich als wären wir bereits Freunde. Er erzählte mir sehr persönliche Dinge, weshalb er auch in Therapie ging. Ob das stimmt, weiß ich bis heute nicht. Nach und nach knüpfte er ein Band der Vertrautheit, welches sich für mich seltsam anfühlte.
Mein Bild von ihm verzerrte sich und ich fing an, Mitgefühl für diesen Menschen zu empfinden. Vielleicht ist er ja gar nicht so, wie ich ihn eingeschätzt hatte.
Wir fingen an, miteinander Musik zu machen und nur kurze Zeit später war ich mit ihm in einer Beziehung. Jedenfalls nannte er mich Darling, näherte sich mir an und erkannte schnell, dass ich ein traumatisierter Mensch mit dem Wunsch nach Liebe war. Meine Vergangenheit war bereits von sexueller Gewalt geprägt. Er spielte mir eine Liebe vor. Eine Beziehung.
Wir gründeten eine Band und schrieben gemeinsam Songs, die beim Publikum gut ankamen. Dabei fing er an, mich auf den Bandproben vor den anderen zu deckeln, damit klar ist, dass er das Musikgenie ist. Eine Freundin von ihm fing an, sich in alles einzumischen. Sie verehrte ihn, was seinem Narzissmus schmeichelte, sodass sie seine engste Vertraute wurde. Es entstand eine Clique aus Narzissten, die alle voneinander profitieren wollten. Ich nannte diese Menschen Freunde und fühlte mich leer. Ich war nie dabei, ich fühlte, dass ich in Wirklichkeit abgelehnt werde. Nur die Musik verband uns.
Ich hatte zu der Zeit Suizidprobleme, Schnitt mich und fing an täglich zu trinken.
Das ganze ging über 2 Jahre lang so. Er fokussierte sich nur noch auf den Erfolg. Ich hatte das Gefühl, dass diese Beziehung nur dazu diente, meine Kreativität anzuzapfen und von ihr zu profitieren. Als ich nach einem Gespräch mit meiner Schwester, die sich um mich sorgte, einen Entschluss fällte, trocken zu werden und aus der Band ausstieg, zerfiel alles von heute auf morgen.
Plötzlich wurde ich nicht mehr gefragt, ob ich zu einem gemeinsamen Treffen komme. Die Frau schirmte mich von ihm ab und drehte die Geschichte, indem sie mich als diejenige beschrieb, vor der er nun Abstand braucht. Ich wurde mit Schweigen und Liebesentzug gestraft.
Als ich in den Urlaub nach Portugal flog, um mir einen klaren Kopf zu verschaffen, wurden hinter meinem Rücken die gemeinsam geschriebenen Songs vertont. Die Frau übernahm dabei meine Gesangsparts. In der GEMA tragen sie ein, er hätte alles alleine kreiert und geschrieben. Sie gingen noch weiter und fingen an, mich in meiner Stadt und in der Musikszene schlecht darzustellen.
Ich war damals eine junge Musikerin von 22 Jahren. Alle anderen Beteiligten waren bereits zwischen 30 – 40 Jahre alt.
Ich habe die Geschichte ein paar Kulturschaffenden erzählt und allgemein ist es in meiner Stadt bekannt, dass dieser Mensch durch Manipulation und emotionale Gewalt an seine Ziele gelangt. Jeder findet es krass. Keiner tut etwas dagegen.
Ich bin von dort weggezogen da mich das angeekelt hat, wie viele Leute trotz dieser
Geschichte einfach Erfolgsgeil waren und sich der Band anschlossen.