Im Jahre 2004, ich war gerade 21 Jahre alt und eine aufstrebende Cover-Band-Sängerin, wurde mein Kontakt von einem sehr lieben Freund und Tourmanager an eine überregional bekannte Session-Band vermittelt. Es ist wichtig, dazu zu sagen, dass diese Band, beziehungsweise deren Initiator, zu diesem Zeitpunkt bereits 20 Jahre die regionale Musikszene aufgebaut hatte und dadurch deutschlandweit sehr erfolgreiche Bands zustande kamen. Mein Kumpel hatte immer nur Männer dahin vermittelt, nie eine Frau. Ich wurde zur Session eingeladen, und der Bandchef, nennen wir ihn George, überhäufte mich umgehend mit Komplimenten. Ich sollte eine Woche später zur Probe zu ihm nach Hause kommen. In der Zwischenzeit schickte er mir extrem anzügliche SMS. Ich war davon komplett überfordert und kündigte an, meinen Vater oder eine gute Freundin mitzubringen, was ich dann auch tat. Wenige Tage später kam es zum Auftritt, ich durfte in seiner Session Band mitspielen, natürlich ohne Gage. Er riet mir an, eine weitere Probe zu machen, natürlich bei sich zu Hause. Diesmal kam ich alleine. Er lag in seinem Hochbett und erzählte mir, es war November, dass Hitze ja nach oben steigen würde und wenn ich weiter unten sitzen würde, wäre es ja kälter als bei ihm im Bett. Ich verließ umgehend die Wohnung und rief meinen Kumpel an, der mich vermittelt hatte. Den habe ich erst mal zur Sau gemacht. Er war komplett geschockt. Wir trafen uns wenige Tage später zum Essen. Er wollte die ganze Geschichte wissen. Dann tippte er SMS in sein Handy. Wenige Minuten später erreichte mich, ich saß ja daneben, eine Nachricht, ob ich wüsste, dass mein Kumpel ihm, George, Morddrohungen schicken würde. Kurze Zeit später rief uns auch Georges Anwalt an. Dieser hatte allerdings bereits die Schnauze voll und keine Lust mehr seinen Mandanten immer wieder in diesen Angelegenheiten zu vertreten. Für eine kurze Zeit war ich in der Region unter tosendem Gelächter die, die nicht mit George geschlafen hatte. Einige Jahre später wollte ich es erneut versuchen, schrieb ihm, dass ich gerne bereit wäre, die Geschehnisse zu vergessen, um ein weiteres Mal mit ihm aufzutreten. Er gab mir die Möglichkeit, moderierte mich aber den kompletten Abend unter falschem Namen an, um mich dann mit meinem korrekten Namen fernab der Bühne zu verabschieden. Vermutlich hat er gedacht, ich möchte meinen Namen etablieren. In Wirklichkeit wollte ich einfach Spaß mit den Musikerkolleg*innen, die ich alle kannte, auf der Bühne haben. Ich bin immer noch musikalisch aktiv, es ist mir aber auch knapp 20 Jahre später nicht gelungen, in der entsprechenden Region musikalisch Fuß zu fassen. Niemand, der George kennt, zweifelt auch nur im geringsten daran, dass meine Geschichte stimmt. Die Antwort lautet eben immer: „Ja, so ist halt der George.“