Ich habe mich damals bei einem Clubbesitzer gemeldet,da ich gesehen habe,dass mein abuser dort eine Veranstaltung mit seinem Kollektiv hatte. Der Club inszenierte sich immer als safe space für queere Leute und FLINTA,weswegen ich mich überhaupt erst getraut habe,ihn darauf anzusprechen. Davor habe ich nur mit drei Freundinnen darüber geredet,da ich Angst vor einer Anzeige hatte. Zusammen mit meiner Freundin war ich dann auch bei einem Gespräch vor Ort. Anwesend waren der Clubbesitzer, zwei Mitglieder des Teams und eine Person aus dem Kollektiv. Ich muss sagen,dass ich erst ein gutes Gefühl hatte,da ich vorher gefragt wurde, ob mein Abuser vom Gespräch ausgeschlossen werden soll. Trotzdem waren bei diesem Gespräch ausschließlich cis-Männer dabei außer mir und einer Freundin,die mich begleitete. Beim ersten Gespräch lief eigentlich fast alles okay. Der Clubbesitzer und das Mitglied des Kollektivs standen zunächst hinter mir. Trotzdem sind problematische Aussagen von einem der anwesenden Mitarbeiter gekommen. Zum Beispiel: „Warum hast du nicht einfach nein gesagt?“ Jedes Opfer von psychischer und körperlicher Gewalt weiß,dass dies nicht einfach ist. Nach Sprüchen dieser Art und die Tatsache,dass sich der Mitarbeiter in eine Opferrolle steckte, entschlossen wir alle, ein weiteres Gespräch am nächsten Tag zu machen. Wirklich kritisiert für die Täter-Opfer Umkehr wurde der Mitarbeiter jedoch nur von mir und meiner Freundin. Ich wurde am Ende gefragt,was ich mir genau wünsche. Ich habe gesagt,dass ich es eigentlich nicht gut finde, diese Veranstaltung zu machen,da ein Abuser keinen Zugriff auf weiblich gelesene Menschen haben sollte,die unter Einfluss von Alkohol o.ä. stehen. Außerdem drückte ich klar aus,dass ich nicht will,dass mit meinem Abuser über das Gespräch geredet wird oder mit dem anderen Mitglied des Kollektivs,da alle Mitglieder eng befreundet waren und ich mir sicher war,dass mein Abuser die Situation herunterspielen wird. Bei dem Gespräch am folgenden Abend war die Stimmung plötzlich anders. Ich kann mich leider an viele Dinge nicht erinnern,da ich durch die gewaltvollen Worte dissoziiert habe, doch meine Freundin hat mir danach die Dinge,die ich vergessen habe, geschildert. Ich selbst erinnere mich daran,dass mir folgende dinge gesagt wurden: „Ihr habt euch nicht oft genug gesehen,damit er dich missbraucht haben könnte.“ „Du hättest einfach nein sagen können.“(es war physisch nicht möglich) „Kinky Sex ist schwer einzuschätzen.“(Es handelte sich über eine vorher nicht abgesprochene ‚Foltermethode‘,die an mir angewendet wurde und schnell tödlich enden kann) „Man müsse sich die Seite des Täters anhören,weil man nur mir nicht glauben kann.“ „Die Beweise sind nicht schlüssig.“(Faktisch stimmt dies nicht,da man Manipulation in den ersten Gesprächen merkt und die Person es sogar zugab) Außerdem wurde ich dafür kritisiert mein Erlebnis geschildert zu haben, da es die Crew Mitglieder traumatisieren würde, obwohl die Erzählung ja Kernpunkt des Treffens war. Meine Geschichte täte ihnen zu weh, handeln wollte man trotzdem nicht, es wäre ja zu schade um die Veranstaltung. Gleichzeitig wurde mir vorgeworfen,dass der Clubbesitzer ja kein Therapeut wäre, obwohl das nie die Intention des Treffens war. Gleichzeitig finde ich es überheblich zu denken,dass er diesen Anspruch überhaupt erfüllen kann. Es fielen innerhalb des Gesprächs noch mehrere Aussagen, die schrecklich waren,retraumatisierend und mir das Gefühl gaben, nicht ernst genommen zu werden. Außerdem hatte ich das Gefühl,dass ich schlussendlich als die ‚Täterin‘ dastand,weil ich es mir erlaubt habe, über meine Erfahrung zu reden. Wir mussten das Gespräch abbrechen,da es keine Einsicht von der Seite des Clubbesitzers und des Kollektivs gab. Mein Abuser wurde zwar ausgeschlossen und bis jetzt wurde die Party dort nicht nochmal veranstaltet,aber das Mitglied,welches mich geshamed hat und victim blaming betrieb, ist nun dort ein residental dj. Ich finde es schwierig sich als Queer friendly club zu inszenieren,wenn man auf die Erfahrungen von queeren Frauen mit hetero Männern scheißt. Ich finde es unsolidarisch mir gegenüber und habe mich nach diesem Gespräch nicht mehr getraut, mit Leuten darüber zu reden. Wo reine Menschlichkeit gereicht hätte, wurde ich weiter in die Rolle der hysterischen Frau gedrängt und meine Erfahrungen wurden mir abgesprochen. Außerdem wirkte es wie eine weitere Täter-Opfer-Umkehr. Erst jetzt traue ich mich euch zu schreiben, da der Clubbesitzer (aus seiner privilegierten Position heraus) zu mir meinte :“Würde mir das passieren oder mich jemand anschuldigen würde ich zu meinen anwälten.“ Ich habe Angst davor juristische Folgen zu erleben,jedoch weiß ich,dass nicht nur ich schlechte Erfahrungen mit diesem Clubbesitzer gemacht habe und ich hoffe,dass sich eventuell mehr Menschen trauen offen gegen ihn zu sprechen und die zahlreichen problematischen Geschichten nicht mehr totgeschwiegen werden.